Krebskranken Kraft geben – Hilfe für dich und Angehörige2022-09-06T09:20:47+01:00

Wenn jemand in Deiner Familie Krebs hat – Kraft geben und dabei auf sich selbst achten

Wenn jemand in Deiner Familie an Krebs erkrankt ist oder eine andere schwere Krankheit hat, gibt es Phasen, in denen die Person oft traurig, wütend oder verzweifelt ist. Auch Deine Geschwister oder die gesunden Erwachsenen in der Familie sind häufiger traurig. Das ist auch ganz normal, denn es ist ein Weg, um mit der schwierigen Situation umzugehen. 

Vielleicht versuchst Du als Young Carer dann für gute Stimmung zu sorgen, Mut zuzusprechen und aufzuheitern? Damit bist Du deiner Familie in schweren Phasen eine große Stütze und hilfst den anderen ungemein. Es ist für Dich bestimmt auch belastend. Du hast vielleicht das Gefühl, allein für die Stimmung in der Familie verantwortlich zu sein und Deine Geschwister vor der Traurigkeit schützen zu wollen?

Der Wunsch Deiner Familie zu helfen ist verständlich, wichtig ist trotzdem, dass Du Deine eigenen Bedürfnisse und Gefühle im Auge behälst. Denn nur wenn es Dir selbst gut geht, kannst Du auch andere unterstützen.

Wie kannst Du Kraft geben?

Du hast Dir wahrscheinlich schon oft überlegt, was Du tun kannst, um Deinem Vater oder deiner Mutter Halt zu geben, sie zu unterstützen und zu entlasten.

Es entlastet Deine Eltern schon, wenn Du nur kleine Hausarbeiten übernimmst. Du könntest zum Beispiel Dein Zimmer sauber halten, den Esstisch abräumen, den Müll rausbringen oder den Abwasch übernehmen?

Verbringt Zeit miteinander. Lasst für einen Moment die Sorgen hinter Euch und genießt gemeinsame Aktivitäten. Wie wäre es mit einem Filmabend oder Eurem gemeinsamen Lieblingsspiel? Wann habt Ihr zuletzt gepuzzlet oder miteinander gefrühstückt? Vielleicht schafft Ihr es, die Krankheit und Sorgen einen Moment zu vergessen, zusammen zu lachen und fröhlich zu sein?

So wichtig es ist, ausgelassen und fröhlich zu sein, so wichtig ist es auch, über ernste Dinge zu sprechen. Gib Dir selbst die Möglichkeit über Deine Gefühle zu sprechen und frage Deine Eltern wie es ihnen in dieser Situation geht. Versucht ehrlich miteinander zu sein und euch gegenseitig zu stützen. Wenn du weißt, was Deine kranke Mutter oder Dein kranker Vater gerade durchmachen, ist es einfacher für Dich Verständnis zu zeigen und Kraft zu schenken.

Auch für deine Eltern kann es erleichternd sein, offen zu sagen was sie brauchen und was du für sie tun kannst. Andersherum können deine Eltern nur dann wissen, was dich sorgt und Angst macht, wenn du es ihnen erzählst. Auch wenn du dich überlastet fühlst mit Aufgaben, die du nun erledigst, sprich es aus. Wir hören oft von Eltern, die keine Ahnung hatte, wie sehr ihre Kinder überlastet waren. Das lag oft daran, dass die Kinder ihren Eltern nicht zeigen wollten, wie es ihnen geht, um nicht noch mehr Sorgen zu verbreiten. 

Du kannst Kraft geben, indem du Verständnis für die Situation Deines kranken Familienmitglieds zeigst. Das ist bestimmt schwer, wenn es Dir selbst manchmal zu viel ist. Kranke Menschen sind oft müde und brauchen ihre Ruhe, zum Beispiel während einer Chemotherapie. Es ist nicht böse gemeint, wenn Dein Vater oder Deine Mutter dich bittet sie in Ruhe zu lassen.

Vielleicht brauchen Deine Eltern auch etwas Zeit für sich, denn auch sie müssen sich erst an die neue Situation gewöhnen und damit klarkommen. Sie lieben Dich auch, wenn sie jetzt mehr mit sich selbst beschäftigt sind. Es ist für alle Beteiligten nicht einfach und jeder muss erst in seine Rolle hineinwachsen.

Wenn Du aber das Gefühl hast, dass die kranke Person nicht mehr aus diesem “Loch” heraus kommt und schon lange still, abweisend oder traurig ist, holt Euch Rat oder Hilfe. Manchmal bekommen Menschen mit einer Krebserkrankung auch eine Depression. Das kann aber meist gut behandelt werden.

Wie kannst Du dabei auf Dich selbst aufpassen?

Merke Dir: Du bist weder für die Krankheit noch für die Situation, die sie auslöst, verantwortlich. Ganz im Gegenteil, auch Du hast das Recht, getröstet und in den Arm genommen zu werden, wenn Dir danach ist.

Es ist wichtig, dass Du Kind bleibst. Deine Eltern sollten weiterhin Eltern sein. Wenn sie das für eine Zeit nicht schaffen, gibt es aber auch Hilfsdienste, die Deine Eltern entlasten können.

Außerdem: Es ist in Ordnung traurig oder wütend zu sein. Das hilft dabei, mit der Situation umzugehen und kann eine Form von Trauer sein. Du hilfst Deiner Familie auch, wenn Du diese Gefühle vor ihnen zulässt – auch wenn es für Dich manchmal schwer sein mag, das auszuhalten.

Sollten deine Eltern nicht auf Deine Gefühle und Bedürfnisse eingehen können, weil sie womöglich gerade mit ihrer eigenen Trauer zu kämpfen haben, wende Dich an Beratungsstellen, wie uns.

Fragen stellen erlaubt!

Bei einer schweren Erkrankung entstehen viele Fragezeichen im Kopf. Sprich offen aus, was Dich ängstigt und beunruhigt. Es ist Dein Recht über die Situation Bescheid zu wissen. Auch wenn diese Fragen im ersten Moment unangenehm erscheinen, hilft es wahrscheinlich auch dem Erkrankten, endlich offen darüber zu sprechen.

Ist das ansteckend? Bekomme ich jetzt auch Krebs? Hast Du große Schmerzen? Musst Du sterben?  Was passiert dann mit uns, wenn Du nicht mehr da bist? Was passiert mit mir, wenn Du ins Krankenhaus musst?

Vielleicht können Deine Eltern aber nicht mit Dir darüber sprechen, wenn sie selbst noch mit ihren Ängsten und Trauer zu kämpfen haben. Krebs und andere Krankheiten können auch Erwachsene erst mal aus der Bahn werfen. Du kannst auch uns jederzeit deine Fragen stellen und wir helfen Dir, Antworten zu bekommen!