Überlastung erkennen
Oft haben Young Carers ein schlechtes Gewissen oder das Gefühl ihre Aufgaben nicht gut genug zu machen. Dahinter steht oft ein sehr hoher Anspruch. (Pflege-) Verantwortung für einen kranken Elternteil zu übernehmen ist viel zusätzliche Arbeit. Junge Menschen, wie Du, haben unter anderen Bedingungen bereits viele eigene Aufgaben beim Erwachsenwerden. Da ist der Bereich der Schule oder Ausbildung, Freundschaften und Hobbies, die gepflegt sein wollen und nicht zuletzt eben auch einfach mal Zeit für Erholung. Kommen dazu Verantwortung und Sorge um ein krankes Elternteil, ist es sehr verständlich, dass das manchmal zu viel ist.
Wir, das Team von echt-unersetzlich, möchten Dir hier ein paar Hinweise dazu geben, wie Du eine mögliche Überlastung besser erkennst oder noch viel wichtiger, was Du tun kannst, um sie im besten Fall sogar zu verhindern.
Und plötzlich machst Du es einfach
Es kann ganz plötzlich passieren, dass ein Elternteil erkrankt und auf Hilfe angewiesen ist. Für viele junge Menschen ist es dann ganz normal, für die Eltern da zu sein und sich um sie zu kümmern. Deine Mutter hat einen Arzttermin, den Du begleitest, Dein Vater braucht Hilfe beim Anziehen oder Du hältst nun die Wohnung sauber, sorgst für Deine Geschwister und für einen vollen Kühlschrank? Der Laden muss laufen- und Du sorgst dafür!
Manchmal entwickelt sich eine Krankheit auch schleichend, wie Alzheimer oder Multiple Sklerose. Anfänglich übernimmst Du vielleicht nur leichte Aufgaben, mit der Zeit werden es aber immer mehr. Du rutschst dann einfach so rein in diese Rolle. Du möchtest helfen und bist so für deine Familie unersetzlich wichtig, das ist wirklich toll und eine große Leistung. Ebenso wichtig ist es aber auch, dass Du Dir nicht zu viel auflädst und deine eigenen Grenzen erkennst. Denn mutest Du Dir auf Dauer zu viel zu, kann das zu Stress werden und zu einer Überforderung führen.
Erste Anzeichen einer Überlastung
Doch wie kannst Du selbst möglichst früh merken, dass Du über Deine Grenzen gehst oder überlastet bist?
Bist Du häufig müde und lustlos? Hast Du wenig Zeit für Deine Freunde oder kannst aufgrund deiner Aufgaben deinem Hobby nicht mehr nachgehen? Kannst Du vielleicht nur noch schwer entspannen, weil Dein Kopf nicht aufhören kann zu denken oder hast du gar körperliche Beschwerden? All das können bereits Anzeichen für eine Überforderung sein. Bei folgenden Warnzeichen solltest du einen Gang zurückschalten und Dir Hilfe suchen:
- Schlechte Laune, Gereiztheit, unerklärliche Wut.
- Permanente Müdigkeit, Du fühlst Dich erschöpft.
- Probleme in den Schlaf zu finden oder durchzuschlafen.
- Nervosität, Unruhe und ständige Sorge.
- Probleme in der Schule, schlechtere Noten.
- Du ziehst Dich zurück und hast zu wenig Zeit für Deine Freunde.
- Angst, Stress, Verzweiflung.
- Zunehmende Traurigkeit, Du weinst oft ohne Grund.
- Gewichtsverlust und wenig Appetit.
- Körperliche Schmerzen ohne ersichtlichen Grund.
- Muskelzuckungen, besonders im Gesicht.
Überlastung vorbeugen
Sobald Du merkst, dass Dich die ganze Situation belastet, solltest Du rechtzeitig die Reißleine ziehen und etwas ändern. Dafür musst Du Dich nicht schämen und es ist auch kein Zeichen von Schwäche. Denn niemand kann alles schaffen. Und das verlangt auch niemand von Dir.
Du darfst auch mal Nein sagen. Schaffe Distanz und Freiraum für Dich. Gib Aufgaben ab, und nimm Hilfe an, zum Beispiel bei Freunden und Vertrauten oder einer Beratungsstelle. Schaue rein in unseren Beitrag 10 Tipps, um den Kopf freizubekommen.